Eigentlich möchte man es ja mögen, das Open-Source-CMS "Joomla". Und eigentlich mag man es ja auch, denn es ist gleichermaßen mächtig wie flexibel, verfügt über schiere Unmengen an Extensions, ohne dass es die Unübersichtlichkeit von Typo3 erreicht. Und auch die unsäglichen hardgecodeten Funktionalitäten sterben langsam aus, denn eine neue Version steht an, die mit vielen "Hacks" aufräumen wird. Für die moderne Internautin stellt sich allerdings die Frage, wann die ersehnte Version 1.5 erscheinen wird. …
Es hat gedauert, bis wir Freundschaft geschlossen haben, Joomla und ich. Keine Wochen, nicht drei Monate, sondern ein sattes Jahr musste ins Land gehen, bis wir miteinander auskamen. Bis die in Unterordnern und XML-Dateien, in Templates und Modulen versteckten Funktionen ihre wirklichen Abhängigkeiten preisgaben. Bis die zuweilen doch sehr störrische Installation von Mambots, Components und Modules mit unzähligen Unverträglichkeiten so weit von der Hand ging, dass die moderne Internautin einigermaßen vertrauensvoll auf "Install" klicken konnte und beinahe sicher wusste, dass dies keine komplette Neuinstallation nach sich ziehen würde.
Man konnte sich also miteinander arrangieren.
Währenddessen wurde aus dem Sommer der Herbst, tauchten verschneite Landschaften vor dem Fenster des Arbeitszimmers auf, begannen dann wieder Krokusse, Schneeglöckchen, Narzissen und schließlich die Tulpen zu blühen – und parallel zur Arbeit mit – und an – Joomla stand für mich die Arbeit mit anderen CMS im Vordergund. Exaktes Layout? Contenido! Tonnen von Features? Typo3! Einfach bedienbare Systeme? TypoLight! Schnelle XHTML-Hacks? CMSimple!
All diese Systeme sind für den ihnen zugedachten Zweck praktisch und im Idealfall angemessen – und mit einem guten Verhältnis zwischen Arbeitszeit und Ergebnisqualität versehen. Toll, CMSimple braucht noch nicht einmal eine Datenbank. Klasse, wie einfach TypoLight auch für unbedarfte Kundinnen und Kunden im Backend bedienbar ist, und superschön, was T3 an unerschöpflichen Möglichkeiten bietet (alleine die Handbücher sorgen dafür, dass man sich nicht verläuft). Und Contenido, das sich über schlichtes XHTML, angereichert um eine übersichtliche Anzahl an Markup-Tags freut, um dann daraus robuste und valide Templates zu machen.
Die Freundschaft mit Joomla zu schließen dauerte sehr lange, und erst mit der Erkenntnis, dass es mit Hilfe des Modules Virtuemart möglich ist, ein vom Kunden gewünschtes Shopsystem wirklich nahtlos in ein bestehendes System zu integrieren, die CMS-eigene Userverwaltung mit zu benutzen und so ein schnelles, zuverlässiges und roboustes eCommerce-System aufzusetzen, kam der persönliche Durchbruch.
Und der könnte ein dauerhafter sein, wäre da nicht die Frage der Nachhaltigkeit: Es ist doch selbstverständlich, Systeme einzurichten, an denen die UserInnen auch in drei Jahren noch Freude haben, die weiterhin supportet werden, bei denen eventuelle Bugs beseitigt und Sicherheitslücken gefixt werden. Sprich: die zukunftsfähig sind.
Augenblicklich (jetzt, im Frühsommer 2007) würde ich Joomla gerne mehr einsetzen, ein paar schnelle Shops einrichten, das alles mit netten und nützlichen Funktionen versehen und – das ist wichtig – mit einem freundlichen Backend, das keinen Kunden und keine Kundin überfordert. Allerdings mag ich nicht für die Halde entwickeln – und in genau die Gefahr begebe ich mich, wenn ich zu diesem Zeitpunkt ein Joomla der ersten Generation mit einem Shopsystem verheirate, während seit anderthalb Jahren an der Nachfolgeversion entwickelt wird, die zwar nicht mit vielen Funktionalitäten, wohl aber mit Strukturen brechen wird.
Alles kein Problem, wenn man weiß wann's kommt. Weiß man aber nicht!
Migration wird schwierig, heißt es allerorten. Daten ja, Templates nein woanders. Und bitte nicht auf der Betaversion Produktivsysteme entwickeln, da wird sich noch eine Menge ändern ist die dritte Stimme.
Was konkret dann für die moderne Internautin bedeutet, nicht nur doppelt, sondern auch mit Airbag, Sicherheitsgurt, ESP, Abstandssensor und diversem anderem neumodischen Getier unterwegs sein zu müssen – und vor allem: gleichzeitig an zwei System entwickeln zu müssen, mit doppeltem Aufwand, in der doppelten Zeit.
Was diesmal sicher kein schöner Gedanke ist. Der die moderne Internautin aber nicht davon abhält, es trotzdem zu tun – die Verlockungen sind einfach zu groß.