Eine Antwort auf Rezo – der in der Zeit viele Gründe anführt, weshalb Menschen sich nicht engagieren.
TL,DR: Mir ist das zu einfach. Es ist egal, ob es anstrengend ist. Es lohnt sich trotzdem.
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Eine Antwort auf Rezo – der in der Zeit viele Gründe anführt, weshalb Menschen sich nicht engagieren.
TL,DR: Mir ist das zu einfach. Es ist egal, ob es anstrengend ist. Es lohnt sich trotzdem.
WeiterlesenSeitdem am vergangenen Wochenende die AfD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern zweitstärkste Partei geworden ist entbrennt die Suche nach den Ursachen wieder neu. Während die eine Seite darüber schwadroniert, das sich Menschen abgehängt fühlen faselt die andere von Nazis. Mir ist das egal, denn beides ist falsch.
Vorweg: Meine eigene Familie wurde in Deutschland mal mehr, mal weniger willkommen geheissen. Meine Vorfahren, Grossmütter, Grossväter, Onkels und Tanten waren entweder Kommunisten, Dänen, Polen, Juden, Nazis, Spiesser und Migranten – und manchmal auch mehreres davon. Einer meiner Onkel war Spanienkämpfer, während einer meiner Grossväter seine dänischen Wurzeln erst ignorierte, und dann, als es Butter gab, wiederentdeckte. Der ostpreussische Teil der Familie suchte sein Heil im strengen Katholizismus, während ein andere Teil – aus dem obskureren Osten – einer anderen Religion huldigte und sich fröhlich durchschlemihlte. Allen gemeinsam war: Sie waren nicht von hier.
Allerdings fragte man sich doch schon während des vergangenen Jahres, ob diese Entwicklung entweder von der Landesregierung so gewollt war oder ob der LSVD-Landesverband so gut geschmiert hat, dass man sich Dinge außerhalb aller parlamentarischen Kontrolle erlauben konnte und sich dabei so sicher fühlt, dass man noch nicht einmal die Spuren verwischen musste. Je länger ich persönlich die Entwicklung anschaue desto eher denke ich: Sie sind so dreist und gleichzeitig so dumm, dass sie sich nicht vorstellen können, wie man an dieser Selbstbedienung Anstoß nehmen kann.
Es ist immer schön, wenn jemand anders strategische Arbeiten bezahlt. Das entbindet Vereine davon, eigene Mittel für Konzeptentwicklung einzusetzen. Auch der LSVD Schleswig-Holstein nutzt dieses Prinzip, um sich gut aufzustellen. Mit Mitteln aus dem Landesaktionsplan „Echte Vielfalt“ profiliert man sich so als starker Anbieter politischer Arbeit.
Mit Nachhaltigkeit hat das allerdings nicht viel zu tun, vielmehr mit Verdrängungspolitik par Excellence. Es ist bequem, vom Land finanzierte Materialien einzusetzen um den Verband LSVD gut dastehen zu lassen.
Im Januar 2015 beginnt eine öffentliche Diskussion um den ‚Landesaktionsplans Echte Vielfalt‘, und es passiert, was passieren muss, nachdem Teile der Arbeitsmaterialien für Grundschulen an Presse und an Institutionen aus dem rechts-konservativem Spektrum weitergegeben wurden. Neudeutsch heißt das ‚geleaked‘, und so etwas ist für die meisten direkt Beteiligten unangenehm. Besonders unangenehm ist es jedoch für Lesben, Schwule, Trans*, deren Familien und deren Kinder, deren berechtigte Interessen öffentlich diskreditiert werden.
Nicht schön – und das ein gut gemeinter Landesaktionsplan gegen Ausgrenzung diese erst produziert lässt tief blicken.
Personelle Verquickungen gab es ja bereits in dieser Reihe von Blogpostings an einigen Stellen zu entdecken. Heute geht es darum, von wem Lesben, Schwule und Trans* in der Öffentlichkeit vertreten werden. Dabei geht es mal wieder um den LSVD Schleswig-Holstein, der gerne die Arbeit anderer Menschen annimmt, die Ergebnisse jedoch als eigene Erfindung präsentiert. Dabei ist er auch in der Wahl der Mittel nicht zimperlich und dringt gerne mal in geschützte Räume ein.
Das verwundert nicht wirklich.
Im letzten Posting hatte ich einen kurzen Blick in den Entwurf der Arbeitshilfe für Lehrer_innen gewagt, die mit dem Titel „Echte Vielfalt unter dem Regenbogen“ für mehr Vielfalt in Schulen und in den Köpfen von Schulkindern sorgen soll. Nein, diese Arbeitshilfe ist immer noch nicht erschienen, und das ist schade. Und es ist klar: ein Entwurf ist vorläufig, die Arbeit daran ist ‚Work in progress‘. Und schließlich möchte man nicht über die Endversion spekulieren, denn der Entwurf wurde von der Landesverwaltung zurückgewiesen.
Das ist erst einmal eine gute Nachricht.
Ein Kernthema der Arbeit am Landesaktionsplan gegen Homophobie in Schleswig-Holstein sollte die Bildungsarbeit werden. Es ist nicht nur aus meiner Sicht wichtig, in einer Gesellschaft vorhandenen Vorurteilen, Diskriminierungen und Haß möglichst entschlossen und frühzeitig zu begegnen. Nach allem, was man dazu lesen konnte, ist Bildung dabei ein zentraler Schlüssel, und es braucht Wissen und Konzepte, um bereits in den Schulen die Grundlagen für Respekt und Akzeptanz zu legen.
Der Blick in andere Bundesländer macht dabei deutlich, wie wichtig grundsolide Arbeit dabei ist, die auch andere gesellschaftliche Gruppen im Blick behält. In Baden-Württemberg hat sich beispielsweise eine breite Allianz aus Fundamentalkatholiken, Familienschützern und Evangelikalen gebildet und für heftige Wellen gesorgt. Mehr als 100.000 Menschen haben sich dabei gegen die Behandlung schwul-lesbischer Themen in den Schulen ausgesprochen. Gleichzeitig erlebte Deutschland zu Anfang des Jahres politische Wirren, die von rechten Pegida-Anhänger_innen verursacht wurden und grundsätzlich die Frage aufwerfen, wie viel Akzeptanz für Anderes in Deutschland möglich ist.
Lübeck ist auch eine schöne Stadt. Und mit der ‚Lübecker Erklärung für Akzeptanz und Respekt‘ versucht der LSVD nun, am ganz großen Rad zu drehen und landesweit Unternehmen einzubinden. Gut gemeint, schlecht gemacht, und Lesben sind schon gar nicht mehr sichtbar.
Doch zunächst: Ich persönlich halte es für wichtig und richtig, Akzeptanz und Respekt in der Gesellschaft breit zu verankern. Die Unterstützung aller gesellschaftlich relevanten Gruppen ist wichtig für einen gesellschaftlichen Konsens, der nicht in Worthülsen und Absichtserklärungen steckenbleibt sondern gemeinsam und aktiv am Thema arbeitet. Homophobie darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Bisher erschienen die folgenden Teile dieser Artikelserie:
Im Blindflug für Gleichstellung – Landesaktionsplan Vielfalt (1)
U-Boote im Haifischbecken – Landesaktionsplan Vielfalt (2)
Dem Lobbyismus eine Chance – Landesaktionsplan Vielfalt (3)
Bedarfsanalyse – Landesaktionsplan Vielfalt (4)
Andere (mit-)arbeiten lassen – Landesaktionsplan Vielfalt (5)
Eine Hand wäscht die andere – Landesaktionsplan Vielfalt (6)
Geteilte Freude ist doppelte Freude – Landesaktionsplan Vielfalt (7)
In medias res – Landesaktionsplan Vielfalt (8)
(Alt)Papier ist geduldig – Landesaktionsplan Vielfalt (9)
Schöne Party hier – Landesaktionsplan Vielfalt (10)
Wenn schwule Männer koalieren – Landesaktionsplan Vielfalt (11)
Steilvorlage – Landesaktionsplan Vielfalt (12)
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