established 2006. das weblog von carolina koehn - #webdev #politics #personalthoughts

@DB_Bahn: Geht’s noch? Geld wollen sie gleich zweimal, liefern aber nicht.

Es ist an der Zeit, mal wieder über die Deutsche Bahn AG zu bloggen. Ich fahre ja gerne Bahn, und ich finde es tendenziell besser, meine Zeit in (leider meist vollen) Intercity-Zügen zu verbringen anstatt auf noch volleren Autobahnen. Sei’s drum – diese Freundschaft geht gerade zu Ende. Grund dafür: Kommunikationsversagen  der DB bzw. des Bahncard-Services. Aber mal zu den Details: Ich bin Nutzerin einer Bahncard 25, die für meine Belange vollkommen ausreicht. Bisher war es so, dass mir die DB dafür eine Rechnung per Post geschickt hat. Tut sie seit diesem Sommer aber nicht mehr, und das hat Folgen.

Am 26. Juni lief meine bisherige Bahncard aus, und wie es so ist bei Dingen, die sich gewohnheitsmäßig im Portemonnaie befinden, merkt man das immer erst dann, wenn an am Bahnschalter steht und ein Ticket kaufen möchte. Okay, klar – ich zahle auf Rechnung, und eine Rechnung hatte ich nicht bekommen. Das war soweit richtig und das Fehlen der Karte damit auch nachvollziehbar.

Ein längeres Telefongespräch mit der Bahncard-Hotline förderte dann zu Tage, dass man mir eine Rechnung per e-Mail gesendet haben wollte. Nun gibt es zwei Gründe, weshalb das nicht funktionieren kann: Zum einen verstopfen meine Mail-Postfächer gerne mal unter der Last der Nachrichten, die von der Telekom, Vodafone, Ebay, diversen Banken und so weiter eingehen (geschätzt 15 Stück am Tag) und die sämtlich von mir erwarten, mit dem Klick auf ein angehängtes PDF einen kasachischen Trojaner auf meinem System zu installieren. Ich werde alles mögliche tun, aber gewiss niemals auf eine angehängte Rechnung in einer unsignierten Mail klicken. Never. Mein zaghafter Einwand, dass ich nie und nimmer eingewilligt hätte, die Rechnungen per Mail zu bekommen wurde ignoriert (wenn ich weiß, dass da etwas kommt, mit welchem Absender, mit Signatur, dann kann ich da ja auch drauf gucken).

Zum anderen erleichtern mir diverse Regeln auf dem Mailserver das Leben, die nach Namen bekannter Unternehmen und dem Keyword ‚Rechnung‘ suchen und – sofern dann noch ein Dokument angehängt es, das alles ins digitale Nirvana verklappen. Liebe Bahn, es ist ganz einfach eine schlechte Idee, das Porto sparen zu wollen.

Nun denn – die Hotlinerin vom Bahncard-Service gab mir also meine Daten telefonisch durch und versprach mir, eine Rechnung per Post zu senden und nach Zahlungseingang meine Bahncard zu übersenden. Ich versprach, den Betrag zu überweisen. Um es kurz zu machen: meinen Teil habe ich eingehalten, aber eine Papierrechung habe ich nicht bekommen. Eine Bahncard auch nicht. Soviel dazu – und weshalb das so ist, dazu kommen wir jetzt.

Heute habe ich mich – angesichts einer geplanten Fahrt am Wochenende – dann wieder an die Bahncard erinnert. Was man nicht braucht, dessen Fehlen bemerkt man nicht (ich bin jedenfalls so veranlagt). Also mal bei der Bahn angerufen: 20 Cent für ein Gespräch, in Zeiten der Flatrates, das fällt schon auf. Was auch auffällt ist die Art, wie mein Anliegen behandelt wurde. Nämlich unbefriedigend.

Die Kollegin in der Bahncard-Hotline hielt sich nämlich gar nicht damit auf, so etwas wie ’sorry‘ zu sagen sondern teilte mir recht knapp mit, dass die Karte storniert worden sei. Von wem? Keine Ahnung. Ich habe wohl zu spät bezahlt – warum ich spät bezahlt habe, das interessierte sie relativ wenig.

Was an sich schon seltsames Verhalten gegenüber Kunden ist wurde dann aber spielend getoppt von dem folgenden Vorschlag: Ich könne ja zum Bahnhof gehen, dort eine neue Bahncard kaufen und mich dann wieder melden, um dem überwiesenen Betrag nachzuforschen. Das wäre doch zu meinem Besten, denn damit könne ich sofort mein Ticket kaufen. Und überhaupt, der Vorteil wäre ja, dass sie eine Laufzeitbeginn zum heutigen Datum hätte, während bei der Restaurierung des bisherigen Bahncard-Kontos der Beginn auf Ende Juni fiele.

Mir blieb die Luft weg.

  • Erstens, liebe Bahn, schaffst Du es nicht, Rechnungen so zu senden, dass Kunden sie auch erhalten.
  • Zweitens, liebe Bahn, erledigt doch mal Euren Job, und versendet das, was Kundinnen und Kunden bezahlt haben.
  • Drittens, liebe Bahn, habe ich Euch Geld überwiesen, und Ihr habt eine Leistung zu erbringen. Fordert mich nicht auf, dieses Geld zweimal zu bezahlen.
  • Viertens, liebe Bahn, versucht mir keine Vorteile anzudrehen, die keine sind, sondern lasst die Bahncard mit dem Tag der von Euch verbaselten Zustellung beginnen
  • Fünftens, liebe Bahn, setzt mal Menschen mit Kompetenz und Regelungsspielraum in Euren Callcentern ein. Patzig kann ich auch woanders haben
  • Sechstens, liebe Bahn, bessert es die Laune, wenn Ihr Inkompetenz und Desorganisiertheit bei Euch verortet anstatt sie bei Kundinnen und Kunden abzuladen

Ist das zuviel verlangt?

Update

Nach einem halben Tag getwitter mit dem Bahnservice dann eben ein Anruf der Bahn: Ja, das sei dumm gelaufen – aufgrund verspäteter Zahlung wäre halt die komplette Bahncard vom Computer storniert worden. Der Grund der verspäteten Zahlung war ja plausibel, und die Mitarbeiterin meinte auch, ich wäre nicht die Einzige mit diesem Problem gewesen. Das war jetzt eine schnelle und zufriedenstellende Lösung. Meine bahncard ist dann ab dem heutigen Datum gültig (auch dass wollte der Telefonsupport nicht einsehen).

Vielleicht leiten sie ja auch meinen Vorschlag, signierte Rechnungen zu versenden weiter. Mir ist das im dem Fall egal, ich bekomme wieder alles auf Papier.  So soll das auch sein.

Fazit: Am besten gleich bloggen und twittern, dann klappt das auch. Danke.

 

1 Kommentar

  1. Simone

    Hallo,
    ja, ich habe auch heute so eine ominöse e-mail von der Bahn bekommen und hätte sie auch beinahe „in das digitale Nirvana verklappt“, wie Sie so schön schreiben. Als ich dann die fadenscheinige Begründung der Bahn in der e-mail gelesen habe, dass sie die Rechnung nun aus Umweltschutzgründen per e-mail verschickt (anstatt mal eben ein paar Millionen Euro Porto zu sparen) gelesen habe, dachte ich aber, so einen Quatsch kann sich kein kasachischer Trojaner-Schreiber ausdenken, das muss echt sein! Es ist wirklich eine Frechheit von der Bahn. Ihr Blogeintrag ist sehr unterhaltsam geschrieben. Vielen Dank dafür.