Eigentlich fragt sich die moderne Internautin schon seit Jahr und Tag, was die ominöse Organisation namens W3C eigentlich macht. Früher, da war alles besser – jedenfalls war das der Eindruck. So begleitete das W3C die Revisionen von HTML bis zu 4.1, ersann das Nachfolgeformat XHTML nebst einer Reihe von Nebenausgaben für spezielle Zwecke, sorgte dafür, dass so etwas praktisches wie CascadingStyleSheets nicht im Elfenbeinturm der Informatik stecken blieben, sondern es bis in das Herz moderner Browser schafften. Nach langer Funkstille gab es nun endlich wieder ein Lebenszeichen: In Form des MarkupValidators mit der Versionsnummer 0.8.0. …
Schon die Versionsnummer dokumentiert, dass es der Validator immer noch nicht in die Nähe eines Stable-Releases geschafft hat, aber was hatten wir denn erwartet … Immerhin ist das Layout ein wenig aufgeräumter und moderner, und es gibt ein neckisches FavIcon. Ist die überprüfte Seite nach Meinung der Software valide, erscheint ein grünes Quadrat, bei einem Fehlversuch leuchtet das Lämpchen rot. Darauf haben wir sicher alle lange gewartet.
Wobei die moderne Internautin schon ein wenig Ausdauer zeigen musste, um das Objekt der Begierde zu erblicken. Wie bisher schon hat sich die Erreichbarkeit nicht verbessert, im Gegenteil kommen auf einen erfolgreichen Validierungsversuch ein halbes Dutzend "Page not found", verkrüppelte Validierungen, fehlerhafte "This is NOT valid XHTML-strict"-Meldungen. Für ein Werkzeug, das dazu dienen soll, einheitlichen Webstandards zum Durchbruch zu verhelfen, ist das schonmal für sich genommen eine desaströse Bilanz.
Das W3C beschreibt die zentrale Bedeutung übrigens mit folgendem netten Satz:
Validating Web documents is an important step which can dramatically help improving and ensuring […] quality
Immerhin, der CSS-Validierungsservice geht zügiger und verlässlicher an die Arbeit, auch wenn die Ergebnisse nicht unbedingt verlässlich sind. Was den HTML-Service angeht, so war ich in den vergangenen Tagen redlich darum bemüht, die Veränderungen in den Versionen nachzuvollziehen. Tagelang war noch nicht einmal die "About…"-Seite erreichbar, und der Versuch, wenigstens die Entwicklungsroadmap einzusehen, förderte nach exakt zwölf Minuten Ladezeit dann doch noch ein Dokument zu Tage – HTML, leer. Unglaublich – und so ein Dienst soll dabei helfen, Standards zu etablieren, gar durchzusetzen?
Gelingt die Validierung zur Abwechslung trotzdem einmal, dann ist das Ergebnis durchwachsen. Das Programm unterliegt den selben Einschränkungen wie bisher, schwächelt nach wie vor in vielen Bereichen und hält u.a. folgende Konstruktionen für valide:
<?xml encoding="utf-8" version="1.0"?>
<p class=""title=""></p>
Im Gegensatz dazu gibt er bei folgendem Code nur eine Warnung anstatt einer Fehlermeldung aus:
<strong>We need more R & D</strong> should be replaced with <strong>We need more R & D</strong>
<em>Everyone knows that 1 < 2</em> should be replaced with <em>Everyone knows that 1 < 2</em>
Das ist das, was ich als Crap (Müll) bezeichnen würde.
Es gibt andere Validatoren, gewiss. Aber sollte nicht eine Organisation, die sich die Zukunftsfähigkeit des Internet durch Standardisierung auf die Fahnen geschrieben hat zumindest die Werkzeuge dafür in korrekter Form zur Verfügung stellen?
Immerhin, einen Lichtblick gibt es: In der neuen Version bietet der Validator an, HTML mit Hilfe von HTMLTidy automatisiert nach XHTML zu wandeln.
Ach je, ich verwende den W3C-Validator lange nicht mehr.
Ich besuche den Dom zu Vali und lasse dort Webseiten (ab)segnen ;)
Nachtrag: Der ist genauso käfrig beinand’ :(
In jedem Fall trägt ein „Validator“ nicht zur Durchsetzung von Validem HTML bei, wenn Leute, die etwas prüfen, fälschlich durch die Meldung davon ausgehen, dass es mit der Gültigkeit ihres HTML-Codes stimmt.