Mal wieder die Katholiken: Nachdem in den vergangenen Wochen der Skandal um sexuelle Gewalt in von Jesuiten getragenen Schulen für ein gewisses Medienecho sorgte, hat nun Pater Eberhard von Gemmingen, ehemaliger Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, noch eins draufgesetzt: Er verglich den aufkeimenden Generalverdacht gegen den Orden mit dem Beginn der Judenverfolgung.
Es ist fatal, nun den ganzen Orden schlechtzumachen. Ich muss einen Vergleich ziehen: Mit den Juden ist es so losgegangen, dass vielleicht der ein oder andere Jude Unrecht getan hat. Dann aber hat man schlimmerweise alle angeklagt und ausrotten wollen. Man darf nicht von einzelnen Missetaten ausgehen und eine ganze Gruppe verurteilen. Und die Gefahr, dass das passiert, ist groß.
Die inzwischen erfolgte inhaltliche Entschärfung des Interview mit der Zeitung ‚Heilbronner Stimme‘ kommentierte Herr von Gemmingen mit den Worten
Ich ziehe diesen Vergleich mit den Juden zurück, denn er ist unzutreffend.
Angesichts der öffentlichen Reaktion kein Wunder. Allerdings fragt sich die moderne Internautin schon, ob es damit getan ist. Sätze und Formulierungen kann man zurückziehen – was bleibt ist jedoch die Frage nach den dahinter stehenden Gedanken, die in diesem Fall zweifelsfrei antisemitisch sind, weder denjenigen gerecht werden, die in Schulen sexualisierte Gewalt erfahren haben noch die Opfer der Shoah respektiert und letztlich nur dazu dient, aus Tätern Opfer zu machen.
Arme Jesuiten also. Mein Mitleid ist sicher.
Und alles ist allem ist das mal wieder ein schöner Beleg dafür, dass sich die katholische Kirche einen Dreck darum schert, was in der Zeit von nationalsozialistischen Terrorherrschaft und Völkermord geschehen ist. Gewissermaßen in päpstlicher Tradition also.
Jesuiten sind und waren noch nie zimperlich in ihren Aussagen.
Solange katholische Einrichtungen rechtlich gesehen geschützt werden vor jeglicher Strafverfolgung, solange Straftaten dort verdeckt werden, werden Täter belohnt für ihre lässlichen Sünden.
Schließlich deklariert die Kirche doch gewisse Aussagen und Handlungen als Sünde, die nur von Gott selbst bestraft werden können.
Aber sich als Verfolgte anzusehen, ist albern. Als ob eine aggressive Weltreligion wie das katholische Christentum in Deutschland verfolgt und beeinträchtigt wird. Lachhaft.
Kircheneinrichtungen sehen sich im Gleichnis zur Shoa verfolgt, dabei haben katholische Machthaber die Autodafes (Verbrennungen) veranstaltet, zur Reinigung der Sünder. Die Katholische Kirche ist weit entfernt, eine moralische/intellektuelle Reinigung durch Feuer oder Sonstwas zu erleiden.
Ja, es ist ein Grusel, zu sehen, dass Täter und ihrer Mittäter sich als Verfolgte, als Opfer, sehen.
Die Aufdeckung der Pädo-gogig greift derzeit um sich.
Bewirken wird das nix, Kirche und genügend Privatschulen schauten und schauen weg.
Zudem, es geht hier nur oft um Elite-Institute. Da ist die Berichterstattung über sexuelle Übergriffe/-Gewalt eher rufschädigend und bringt keine neuen zahlenden Kunden, sprich Eltern + deren Kinder, mehr in diese Institute.
Die Verjährung von sexuellen Straftaten ist wirklich ein Heil für die Täter und Täterinnen.
Das Geschrei und der Wunsch nach Aufdeckung ist nur ein moralisches Feigenblatt. Strafverfolgung wird es somit nicht geben.