Deutschland im Sommer 2014: Während Gesamt-Israel von palästinensischen Eiferern (und nichts anderes heißt ‚Hamas‘) im Minutentakt mit selbstgebauten Raketen überschüttet wird, das Land durch Angriffe auf den einzigen internationalen Flughafen von der Außenwelt quasi abgeschnitten wird, gleichzeitig durch ausgedehnte Tunnelsysteme dieselben Eiferer in den Süden Israels eindringen um mal eben einen grenznahen Kibbuz zu überfallen … während vieler kleiner Ereignisse, die sehr deutlich machen, das militärische Auseinandersetzungen ein politisches Problem nicht lösen kann tobt in Deutschland, dem Land, in dem ich nahezu 50 Jahre lebe, eine Debatte, in der sich der Chefredakteur der Bild und der stellvertretende der BamS sich öffentlich über die Zulässigkeit von polarisierenden und polemischen Kommentaren streiten. Der Bundespräsident sagt, was er sagen muss, und gleichzeitig landet ein Taz-Redakteur auf der Intensivstation, skandieren Demonstranten „Tod den Juden“ und „Sieg heil!„. In Wuppertal werden Molotow-Cocktails auf die Synagoge geworfen, und der ‚antizionistische Flügel der Linken‚ macht gemeinsame Sache mit den Faschisten von der NPD.
Immer dabei die ‚Kindermörder‚-Verleumdungen, die ja nun auch schon eine gewisse Tradition haben – wohlgemerkt geäußert von Menschen, die nichts dabei finden, Raketenarsenale in Schulen zu lagern und es anscheinend auch für Folklore halten, wenn Hamas-Kämpfer mal eben 2000 Raketen mitten in eine Zivilgesellschaft hineinschießen.
Es hat sich was gedreht im Land: auf der einen Seite unverhohlen geäußerter Hass auf Israel, auf jüdische Bürger_innen (die ja immer gerne mit gemeint sind, wenn es um die konkrete Politik in Nahost geht – das hieß mal Sippenhaft) und Gewalt gegen jüdische Einrichtungen, auf der anderen Seite eine Gesellschaft, bei der es der Bildzeitung bedarf um überhaupt öffentlich entschieden Flagge zu zeigen. Dazwischen Teile der Politik mit eher mauen Äußerungen im Stile eines ’nun ist es aber auch mal gut‘ und ‚wie schade, dass man bei dem guten Wetter nicht baden kann‘.
Dem Krieg in Gaza muss genauso entschieden entgegen getreten werden wie der Eskalation im Inland, der durch die Duldung der Brandredner Vorschub geleistet wird.
Davon abgesehen stellt sich mir schon die Frage, wie wir in einer Gesellschaft friedlich miteinander leben können, die sich zur Zeit den Luxus der Eskalation leistet und nichts dafür tut, Militaristen auf allen Seiten Einhalt zu gebieten. Und bevor das jemand fragt: Bitteschön sowohl die politischen Vertreter des palästinensischen Volkes als menschenverachtende Hasadeure kennzeichnen als auch den Quartalsirren Bibi Netanjahu auf einen Friedensprozess verpflichten, der den Namen auch verdient.
Ich fühle mich in dieser Gesellschaft jedenfalls nicht mehr sicher.