Schon im letzten Posting hatten wir ein paar Gründe angeschaut, weshalb es in anderen Bundesländern gut und in Schleswig-Holstein schlecht mit der Vielfalt läuft. Dabei war uns erneut der Filz zwischen LSVD Schleswig-Holstein und der SPD-Landtagsfraktion als Ursache aufgefallen. Aber ist die Ergebnisqualität wirklich so schlecht wie vermutet?

Auch dazu hilft ein Blick in die Aktionspläne anderer Bundesländer. Ich persönlich finde ja, dass in Berlin viele Grundlagen gelegt wurden – aber auch Nordrhein-Westfalen macht mit einer detaillierten Aufgliederung von Ist-Zuständen und Handlungsfeldern vieles richtig.

Vorab: Natürlich ist das alles nicht im Detail vergleichbar, und andere Länder haben andere Möglichkeiten. Was aber allen anderen Ländern gemeinsam ist: das zielgerichtete und nachhaltige Handeln. Schleswig-Holstein hingegen hat zwar jede Menge persönliche Profiteure, aber eigentlich keinen Plan, was denn zu machen ist. Und das ist schade.

Titel des Landesaktionsplans in NRW. Mit dabei sind die Themen Alter, Landleben, Sport und Trans*

Um das deutlich zu erkennen, werfen wir einmal einen Blick auf den Landesaktionsplan des Landes Nordrhein-Westfalen, der auf immerhin 80 Seiten Leitziele, methodisches Vorgehen mit der Festlegung eines Planungsprozesses und Handlungsfelder umschreibt. Ich stelle das mal tabellarisch gegenüber, dann wird deutlich, womit Lesben, Schwule, Trans* genauso wie Politik und Landesverwaltung in Schleswig-Holstein abgespeist werden.

NRW SH
Leitziele Zieldefinition ja nein
Planungsprozess Planungsgruppe ja, begleitet von Politik und Verwaltung LSVD-intern
Stufenplan ja nein
Handlungsfelder Lebensphasen Kinder, Jugend, Familie ja nein
Schule, Bildung ja, alle Schulen und Hochschulen nur Grundschulen
Alter, Pflege, Gesundheit ja, integrierte Angebote nein
Lebenswelten Diskriminierung, Gewalt ja, bei Strafverfolgungsbehörden, Diskriminierung, Opferschutz, Hassverbrechen nur Anbindung Antidiskriminierungsstelle
Wirtschaft, Arbeitswelt, Landesintern ja, inkl. Kirchen, Landesdienst, Förderprogramme nur Bündnis
Kultur ja nein
Sport ja, an Fachkräfte nein
Gruppen Migration ja, in Trägerstrukturen hinein nein
Behinderung ja, in Trägerstrukturen und Beratungsangebote hinein nein
Trans* ja, rechtlich und medizinisch nein
Intersexualität ja, rechtliche, medizinische und persönliche Unterstützung nein
bewusstseinsbildende Maßnahmen Untersuchungen und Kampagnen Öffentliche Kampagne ja, umfangreich eingeschränkt
Studien, Forschungen ja nein

Im Vergleich ist das erschreckend wenig, und es ist vor allem am Faktor der Leistbarkeit durch den Trägerverband LSVD Schleswig-Holstein (bzw. des verbundenen ‚Kooperationspartners‘ Petze-Institut) orientiert.

Man gibt sich in Schleswig-Holstein noch nicht einmal Mühe, man bedient sich einfach selbst. Man macht was für die Grundschulen, und man redet über die wundervolle Buntheit des Regenbogens. Das ist klar zu wenig, und so verkommt dann der großartige Plan, endlich echte Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Trans*, Intersexuellen zu einer reinem Alibiveranstaltung.

Ich weiß recht sicher, dass keiner der beteiligten Politikerinnen und Politiker das in dieser Form wollten – die wollten nämlich wirklich etwas bewegen und sind jetzt von einem Filzkartell ausgebremst worden.