Es gibt Tage … so beginnen die üblichen Kolummnen. Diese allerdings sollte mit dem Wort "Wochen" beginnen. Also: Es gibt Wochen, in denen die moderne Internautin an allem zweifelt: An der Kanzlerin, der EU, dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Vor allem an dem, was uns als Errungenschaft mehrtausendjähriger Zivilisationsgeschichte erscheint: Dem Internet und dem vorhandensein intelligenter Software. …

Wobei: das Vorhandensein intelligente Software korrelierte in den Augen der Betrachterin immer auch mit dem Vorhandensein intelligenten Lebens. Klang plausibel, findet sie mittlerweile aber eher blauäugig.

Diese Kolummne nimmt ihren Ausgang bei der Installation eines neuen Anti-Alles-Programms und wird (beinahe zielsicher) bei kleinen blauen Fleischdosen und der für selbige zuständigen Marketingabteilung enden. Es geht, soweit ist klar, um Spam und Spam, um die Portabilität von Outlook-Regeln, zugemüllte WindowsPCs (pikanterweise braucht auch Wikipedia an dieser Stelle zwei Suchanfragen und scheint beides nicht unter einen Hut zu bringen), neuaufgesetzte Systeme und einigen turbulenten Ereignissesn drum herum. Nein, meine Damen und Herren, es geht nicht um Norton InternetSecurity. Aber immerhin: das "Europäische Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt" kommt drin vor, womit die üblichen Verdächtigen beisammen wären (bis auf die Kanzlerin, aber das ist ein ganz anderes Thema).

Was vorauszuschicken wäre: Zweieinhalb Jahre lief das Notebook der modernen Internautin, ohn zu murren. Allerdings hatte, um es vorsichtig auszudrücken, nach diversen Installationen vielfältiger Grafikprogramme die Performance doch ein wenig gelitten. Ein Systemstart benötigte angesichts der aufgeblähten Registrierdatenbank, diverser kleiner Zusatzprogrämmchen und -optionen, eines bis zum Rande gefüllten Outlook-Mailclients und so weiter zwischenzeitlich satte sieben Minuten. Untragbar, also Backup und Neuinstallation.

Klingt einfach, ist es im Prinzip auch. Und so entschloß sich die moderne Internautin zeitgleich, doch noch ein paar Leichen im Keller auszusortieren und endlich eine neue Firewall nebst Virenschutz etc. zu installieren. Statt die Kombination Norton SystemWorks, ZoneAlarm, SpyBot Search&Destroy und Kaspersky AntiVirus sollte es nun die InternetSecuritySuite des letztgenannten Herstellers sein.

Gesagt getan, was, prinzipiell, keine schlechte Idee war. Mit Hilfe einer Freundin, die im Besitz eines großen, neuen, schnellen und externen Festplattenlaufwerks ist und der sie an dieser Stelle ausdrücklich dankt waren die Daten schnell gesichert, ein frisches Windows schnell auf die formatierte Festplate aufgespielt und das Backup in windeseile zurückkopiert. So soll das ja auch sein.

Über die Eigenart des Betriebssystems aus Redmond, trotz Installation via selbsterstellter Slipstream-CD nochmals sage und schreibe 49 Updates aus dem Internet nachzuladen sei an dieser Stelle nicht berichtet. Immerhin, Windows lässt sich das unentwegte booten nach solchen Aktionen ja auch verbieten, und welche das nicht tut ist selber schuld. Und so fand sich nach knappen 6 Stunden eine Neuinstallation auf der Harddisk wieder, und die moderne Internautin war mit Systemstartzeiten von 35 Sekunden völlig zufrieden.

Allerdings war die Entscheidung, die Filterung eingehender Mails dann dem Schutzprodukt aus Russlands Weiten zu überlassen anstatt den Junkmail-Filter von Outlook zu vertrauen doch nicht die Beste. Was zum einen daran lag, dass Outlook zwar brav die innewohnenden Daten, Termine und auch die Sortierregeln gerettet und zurückgespielt hatte – allerdings meinte es nun nach der Neueinrichtung, all das nicht wirklich beachten zu müssen. Was bedeutet "auf diesem Computer"? Die moderne Internautin ist der dinglichen Welt verhaftet – "dieser Computer" sollte doch wohl dieses kleine dunkelgraue Gerät mit dem Schildchen "TravelMate" sein, das seit Jahr und Tag abwechselnd auf ihrem Schreibtisch, im ICE, in der Lufthansa-Lounge oder in den unendlichen Weiten von CDG zu Hause ist.

Mitnichten, Outlook tickt da anders. "Dieser Computer" (ein Terminus im Outlook-Regelwerk, den die moderne Internautin bisher nicht wirklich beachtet hatte) ist der Computer, auf dem die Datei outlook.pst erstellt worden ist, und zwar unter Beachtung von Systemdaten, Betriebssystemversion, Hardware und so weiter und so fort. Windows! Statt Home nun Professional! Vermutlich hätte es ebenfalls nicht geschadet, die Systemuhr ein paar Lichtjahre zurück zu stellen …

Tja, shit happens … und so hieß es nun, jede vorhandene Sortierregel mit Hilfe eines vom Programm bereitgestellten Tools zu editieren, sprich, die Zeile "auf diesem Computer" in Bekannschaft mit der Taste "Entfernen" zu bringen und dann alles wieder so vorzufinden wie es sich in langen Jahren bewährt hatte.

Die moderne Internautin hatte viele Sortierregeln erstellt.

Der zweite Akt war dann, dem leistungsfähigen Spamfilter der Kaspersky-Suite das Feld zu überlassen – brav und zuverlässig kontrollierte dieser von nun an den Posteingang und -ausgang diverser Mail-Accounts und verpasste verdächtigen Subjekten die Etiketten "Spam" oder "Probably Spam". Fein, das sah schon mal gut aus. Allerdings mochte die Internautin dem automatischen Mailkillen dann doch nicht ganz ohne Kontrolle zusehen, weshalb die Option "automatisch löschen" abgewählt blieb. Fortan sammelten sich die als fragwürdig markierten Mails im Posteingangsordner.

Sortierregeln müssen her – keine Frage. Sowas kann die moderne Internautin, darin ist sie geübt. Wobei es in diesem Fall nix nütze, weil Outlook solcherart vormarkierte Mails fröhlich ignorierte. Denkt jemand da an Sabotage? Gibt es intelligente Software?

Jetzt aber, um dann doch die Kurve zum oben abgebildeten Döschen zu bekommen, die Hinwendung zum intelligenten Leben – der Gegenbeweis ist (da lächelt die moderne Internautin) auf der Seite Spam-Gifts des Erfinders und Herstellers Hormel angetreten: Weder Lebenwesen, die sich Dosenfleisch-Kostüme ausdenken noch diejenigen, die selbiges und ähnliche Tiefpunkte menschlicher Zivilisation käuflich erwerben sind aus Sicht der modernen Internautin zu den intelligenten Lebensformen zu zählen. Es gibt einen Webshop, der voll mit dem Plunder ist. Also muss es sich lohnen.

Vermutlich ist die durchschnittliche Intelligenz auf diesem Planeten daher nahe Null, der Schluß liegt nahe. Was dann auch die Frage nach der Herkunft intelligenter Software beantwortet – es fällt halt nicht vom Himmel, das Hirn.

Übrigens hat nicht nur die moderne Internautin den Kampf gegen Spam verloren, sondern auch der Hersteller das uneingeschränkte Nutzungsrecht der Marke. Dies jedenfalls entschied jüngst die oben bereits erwähnte EU-Harmonisierungebehörde, die davon ausging, das unter SPAM landläufig kein "Lebensmittel" sondern die ausufernde Werbeflut per Mail etc. zu verstehen sei.

Was ja nun auch wieder ein schöner Gedanke ist.