Im vergangenen Blogpost hatte ich kurz die Vorbedingungen für den ‚Landesaktionsplan gegen Homophobie‘ des Landes Schleswig-Holstein skizziert – jetzt kommen wir in den ersten Teil der heißen Phase. Einige bis dahin unbekannte Personen treten auf, und erste Verwicklungen werden sichtbar.

Was bisher geschah: Voller guter Absichten haben sich engagierte Menschen zusammengefunden, diesen Landesaktionsplan zu entwickeln. Nun aber treten Mitspieler auf – ein Landesprojekt, das die Summe X zu verteilen hat, das weckt Begehrlichkeiten, gerade in einer Zeit, in der die Landeskassen leer sind und die Förderung von Projekten, die sich für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Trans* einsetzen herbe Einschnitte hinnehmen mussten.

Seit Jahrzehnten ist die Arbeit für die Belange von Lesben, Schwulen (und später Trans*) in Schleswig-Holstein aus bürgerschaftlichem Engagement heraus gewachsen.  Was entstanden ist zu einer Zeit, in der homosexuelle Kontakte zwischen Männern noch strafbar waren ist über die Jahre zu einem wichtigen Angebot gewachsen. Es gibt in den Regionen Vereine, die vor Ort arbeiten (zum Beispiel in Flensburg, Neumünster, Kiel, Lübeck, Itzehoe) und die Öffentlichkeitsarbeit, Beratung, Jugendarbeit, Vernetzung und den Community-Gedanken abbilden. Es gibt mehrere Vereine, die im kulturellen Bereich tätig sind und jährliche Veranstaltungen zum Christopher-Street-Day ausrichten. Und es gibt einen Verband, der sich als politische Vertretung versteht, aber aufgrund der Mitgliederstruktur in der Vergangenheit nur wenig beitragen konnte (man könnte auch ’nicht sichtbar‘ als Attribut anwenden).

In all diesen Organisationen engagieren sich viele Menschen – hauptsächlich ehrenamtlich. Das ist ein großes Kapital, denn diese Menschen wissen, wo Lesben, Schwule und Trans* der Schuh drückt. Man muss es nutzen, wenn man etwas bewegen möchte. Aber genau an dieser Stelle beginnt das Problem des Landesaktionsplans. Zunächst war es ja vorgesehen, diese Ressourcen zu nutzen, doch in der Endfassung des Plans, der dem Plenum zur Abstimmung vorgelegt wird hat sich eine folgenreiche Änderung eingeschlichen, die uns im weiteren Verlauf noch beschäftigen wird. Vielleicht mehr als uns lieb ist.

Diese Änderung ist klein, aber wesentlich, den auf einmal steht dort der folgenschwere Satz

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung wird gebeten, gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), Landesverband Schleswig-Holstein e.V., anderen queeren Initiativen, in Kooperation mit der Antidiskriminierungsstelle bei der Bürgerbeauftragten einen ressortübergreifenden Aktionsplan gegen Homophobie zu erarbeiten.“

 

Auf einmal steht da ein Verband im Entwurf – ein Verband, der in Schleswig-Holstein bisher nicht durch aktive Arbeit aufgefallen ist und auch bundesweit eher dafür steht, Themen zu besetzen und Verdrängungspolitik zu betreiben. Beispiele dafür gibt es zuhauf.

Wie kam es zu dieser Änderung? Das bleibt etwas im Dunkeln, darüber mag man spekulieren. Es gibt allerdings einige Verquickungen, die Mutmaßungen nahe legen.

Damit werden sich dann allerdings die weiteren Teile beschäftigen.

Hier der Landtagsbeschluss im Wortlaut, frisch aus dem Landtags-Informationssystem.