Wer hier mitliest, der weiß es: Oft geht es um den ganz alltäglichen Wahnsinn der Webentwicklung, um marodierende Postscript-Drucker, fehlende Fonts und ganz allgemein um kostenpflichtige Extras. Nachdem im letzten Post das Raumschiff Titanic ein Thema war, widmen wir uns heute den erfreulicheren Dingen. Denn es gibt sie noch, die Sterne am Softwarehimmel, die auf wundervolle Art und Weise ihrer Bestimmung nachkommen und obendrein noch umsonst erhältlich sind. Aptana ist so ein Stern. …

Für die moderne Internautin war es die Entdeckung des letzten Herbstes: Eine Entwicklungsumgebung, die glücklich macht. Die zwar auf Eclipse bzw. Java basiert, aber trotzdem zuverlässig und leicht ihren Dienst versieht. Die eine konfigurierbare CodeAssist besitzt und die Möglichkeit, Module nach Bedarf hinzuzufügen. Die sich mit ECMAScript genauso versteht wie mit PHP, mit einer integrierten Browservorschau glänzt, einen FTP-Client beherbergt und obendrein noch mit der Unterstützung von Subversion bzw SubClipse glänzt.

Gibt es nicht? Doch. Sogar kostenlos. Umsonst. Für unter 3.500 Euro.

Mit Aptana hat eine wirklich freundliche IDE Einzug an meinem Arbeitsplatz gehalten. Gewissermaßen war es Liebe auf den ersten Blick – musste es auch sein, denn angesichts einer beinahe unverschämt kleinen Versionsnummer müssen schon viele Dinge zusammen kommen, um so einem Tool einen festen Platz in meiner (Windows-)Schnellstartleiste einzuräumen. Bisher wohnten dort Photoshop, Dreamweaver, Outlook und MediaMonkey, jetzt ist dieser prominente Ort auf meinem Desktop auch vollkommen zu Recht zur Heimat von Aptana geworden. Trotz eines Plugs-Ins zur Entwicklung für iPhones.

Schon die auf den ersten Blick sichtbaren Werte überzeugen: Wo kommerzielle Programme sich in Paletten verheddern, die meistens nicht da sind wo sie sein sollten oder gar erst auf Anforderung ausgeklappt werden müssen, da siedelt bei Aptana ein Button, mit dem Ansichten gezeigt werden. Dreimal definiert, ergeben sich praktische Shortcuts für Codeschnipsel, Projektdateien (auf dem eigenen Rechner wie auch im Netzwerk), mehrere (nicht abschließende) AJAX-Bibliotheken, eine konfigurierbare Browservorschau, eine Projektmappe, die schnelle Verbindung zum Server, die sich sinnvoll um ein Editor-/Preview-/Debuggerfenster gruppieren.

Codereferenz? Herzallerliebst und mit allem versorgt, was wichtig ist. Von den verschiedenen IE-Versionen über Netscape bis zu Opera, Firefox und Safari ist auf den ersten Blick ersichtlich, welche Attribute wie unterstützt werden. Die Codeassist geht zielsicher und zügig zur Hand, wobei im untenliegenden Debuggerfenster gleich die Information zu finden ist, was eventuell wo und weshalb nicht so ganz richtig ist.

AJAX-Bibliotheken sind ab Werk mit an Bord, die Spanne reicht von Mootools über DoJo bis hin zu Sriptaculous, womit eigentlich alles abgedeckt ist was man heute so als Entwicklerin braucht um moderne, interaktive, funktionelle und ansprechende Webseiten zu erstellen.

Eigentlich reicht da schon an Features, doch es kommt noch besser. Aptana ist Modular, und das gefällt vortrefflich. Aptana bringt in der Grundinstallation eine vollständige Ruby-Unterstützung mit ("RadRails"). Die Features sind die selben wie oben schon erwähnt, überzeugend. Die Integration von PHP ist etwas hakeliger – nicht so sehr, weil unübersichtliche Menus zu meistern wären, sondern weil die Lösung so einfach ist, dass man zunächst gar nicht darauf kommt: Die entsprechende Installationsquelle wird einfach dem Pfad für die Updates und Features hinzugefügt, der Rest geschieht dann unauffällig im Hintergrund.

Ein paar Bugs sind drin, die Versionsnummer ist noch wesentlich kleiner als 0.5, und gedruckte Handbücher sucht man vergeblich. Support findet in einem Forum statt, in dem auch über den aktuellen Entwicklungsstand berichtet wird. Ach ja, und Aptana gibt es, da Java, für die Systeme Windows, OSX, Linux als Standalone-Version sowie als Eclipse-Plugin auf http://aptana.com.

Womit sich der Kreis schließt – was auch wieder ein schöner Gedanke ist.