Im letzten Posting hatten wir uns damit beschäftigt, wie 40% der Mittel für den Landesaktionsplan beim Petze-Institut landeten – heute schauen wir uns mal die Zahlen für den LSVD an. Schließlich ist das Fell des Bären noch nicht vollständig verteilt.
Auch der LSVD arbeitet im Rahmen der Aktionsplanerstellung und benennt dazu drei Handlungsfelder: LGBT-Menschen stärken, Öffentlichkeit sensibilisieren, übergreifende Handlungsfelder. Und konkret?
LGBT-Menschen stärken bedeutet erstens, einen Workshop zum Thema ‚Kurzkontakt mit Ratsuchenden‘ anzubieten. Nichts, was es nicht schon gäbe – die ‚HAKI‚ in Kiel macht das übrigens seit über 20 Jahren, und das ebenfalls landesgeförderte Projekt ‚NaSowas‚ aus Lübeck auch. Okay, es soll noch ein Leitfaden in gedruckter Form entwickelt werden. Schön, kann man sich vermutlich sparen, wenn man sich überlegt, wer denn die Zielgruppe sein sollte. Beraten wird vordringlich von Beratungsstellen, die im Regelfall auch geschultes Personal haben (ich sag’s ungern: mit Förderung des Landes geschultes Personal). Und die sollen erfahren „wie man am Telefon mit Ratsuchenden spricht“?
Ich glaub’s nicht – und der LSVD wohl auch nicht, denn die erwähnte Kurzbroschüre ist bis heute nicht aufgetaucht. Die 1.500 Euro aus dem Finanzplan können trotzdem erst einmal drinbleiben, das schaut halt gut aus.
Der zweite Teil des Stärkens geht so: LGBT auf den CSDs fotografieren, Bilder ausdrucken, das Wort ‚Vielfalt‘ murmeln und zum Abschluss alles fein auf Foto-CDs brennen. Macht dann 2.700,- Euro. Bitteschön.
Bei beiden Aktionen kann man sich darüber einig sein, dass es Luftnummern sind. Allerdings Luftnummern, die glücklich machen – schließlich bleibt als sichtbares Ergebnis eine CD mit hübschen Fotos, die man durch’s Land tragen kann. Die Politik mag konkrete und vorzeigbare Ergebnisse. Und das andere Ergebnis, dass die nächsten 4.200 Euro untergebracht wurden ist doch auch schön.
Übrigens: auch die Fotoaktion ist abgekupfert – die HAKI hat das bereits im Jahr 2008 gemacht.
Das Handlungsfeld 2 soll die Öffentlichkeit sensibilisieren – und dabei ist tatsächlich etwas herausgekommen:
- eine Broschüre, die einigermaßen nett aussieht, aber inhaltlich eher dürftig ist,
- ein Workshop für die Schreibende Zunft und
- die durchaus lobenswerte Initiative für ein gesellschaftliches Bündnis gegen Homophobie.
Lobenswert, weil lange fällig – aber auch dabei geht manches daneben (und wird uns im weiteren Verlauf dann auch noch beschäftigen).
Die Broschüre schlägt mit satten 5.000,- Euro zu Buche – kann man machen, aber dann soll’s schon mehr als nett sein (und nett ist die kleine Schwester von … naja, Sie wissen schon). Es ist aber dürftig, luschig gesetzt, und ich persönlich finde das schon teuer. Aber sei’s drum.
Das dritte Handlungsfeld (übergreifende Aufgaben) ist dann wieder spannender, denn da feiert die Sebstbedienung fröhliche Urstände. Enthalten sind beispielsweise
- ein Meeting mit einer Agentur für 1.500,- Euro (klar, mit Catering und Organisationskosten, die sich auf drei Telefonanrufe beschränken dürften …)
- Ein Markenentwurf, der sich letztlich auf das Verwursten einer Wikipedia-Grafik beschränkt und 2.000,- Euro kostet
- eine Webseite: ganz seltsam. Ein Standardblog von WordPress, das in zwei Minuten installiert ist, mit dem Standardtheme belassen wird und dann mit zusammenkopierten Beiträgen bestückt wird. Ehrlich, dafür benötigt man keinen Nachmittag, und dieser Nachmittag ist dann mit 2.700,- Euro außerordentlich gut dotiert.
- zwei Veranstaltungen für je 2.000,- Euro mit einer hochgradig erfreuten Ministerin (und so gut waren die Schnittchen im Landeshaus nicht dass ich auf diese Kosten komme – insgesamt 250 Besucher_innen, jeweils zwei Brötchen á 1,50 Euro plus 100 Flaschen Saft, da bin ich persönlich bei unter 1.000,-)
- satte 2.700,- Euro an Arbeitsmaterialien für die Öffentlichkeitsarbeit. Was immer man braucht – bezahlen Sie es doch aus dem Landesaktionsplan … ;-)
- sehr obskure 2.600,- Euro an Projektmitteln und Raumkosten – ich dachte, der LSVD hat eine Geschäftsstelle im Petze-Institut. Kein Kommentar.
Insgesamt sind das dann 16.300,- Euro für den LSVD. Ganz ehrlich: mir persönlich ist nicht klar, wie das so viel Geld kosten kann. Ich glaube, mit einem Drittel der Gesamtkosten hätte man bereits sehr viel bewegen können. Aber halt anders.
Im Fazit können wir aber mal eine Gesamtrechnung aufmachen. Von 50.000,- Euro Gesamtkosten sind – vorsichtig gerechnet – 70% in fragwürdigen, überteuerten und nutzlosen Projekten gelandet. Wer letztlich konkret daran verdient hat müssen andere klären. Das Ergebnis ist jedoch schon vom Finanzierungsplan her erschreckend und ein Musterbeispiel für Vetternwirtschaft (oder meinetwegen auch Basenwirtschaft).
Darüber hinaus ist kein klares Konzept vorhanden, wie gesellschaftlich vorhandener Homophobie begegnet werden soll. Es ist noch nicht einmal klar, ob es sie gibt, und in welchem Umfang sie vorhanden ist. Sorry.
In den nächsten Postings geht es dann um die konkreten Ergebnisse der Arbeit.
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